Mit einer kleinen Filzmaus fing alles an

Mit einer kleinen Filzmaus fing alles an

Kerstin Scherr aus Remseck-Hochdorf hat sich voll und ganz dem Handwerk verschrieben

Der Troll hat Kerstin Scherrs Atelier immer im Blick. Hoch oben auf dem Schrank sitzt er und zieht die Blicke der Besucher auf sich. Doch die Filzfigur ist unverkäuflich, schließlich war das kleine Fantasiemännchen das erste richtige Werk aus Filz, das die Hochdorferin gefertigt hat.

Zweieinhalb Tage hat Kerstin Scherr für den Troll gebraucht – „und dann kam ja noch die Kleidung hinzu, seine Mütze, die Hose . . .“ Die Remseckerin hängt sehr an der Figur. So sehr, dass sie nach ihm ihr Label, ihre Marke benannt hat: Trollino. Das ist nun schon einige Zeit her, 2005 hat sich Kerstin Scherr selbstständig gemacht.
Leidenschaft wird zum Beruf Es war aber kein Troll, der die dreifache Mutter zum Filzen gebracht hat, sondern eine kleine Filzmaus. Diese nämlich hat eine Mutter zu einer Spielgruppe mitgebracht.

„Toll, so eine möchte ich auch“, hat sich Kerstin Scherr gedacht. Der Grundstein für ihre Leidenschaft, die sich alsbald zum Beruf entwickeln sollte, war gelegt. Oder, wie Scherr es ausdrückt: „Das Filzfieber hat mich gepackt.“ Der kleine Troll entstand bei dem ersten professionellen Filzkurs, den sie besucht hat.Mittlerweile verkauft sie ihre Arbeiten auf Märkten und bietet selbst Kurse an – bei der Familienbildungsstätte in Ludwigsburg und in der Hobbybude Hochdorf. Aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus kommen die Teilnehmer, die vorwiegend weiblich sind. „Einmal war auch ein Mann da, der hat für seine Mutter einen Schal gemacht und für sich selbst Fausthandschuhe“, erzählt Kerstin Scherr. In ihrer Familie selbst hat das Filzfieber hingegen noch nicht zugeschlagen. Ihr Mann, der kurz im Atelier vorbeischaut, schüttelt nur lachend mit dem Kopf, als ihm seine Frau den Vorschlag einer Filzkrawatte unterbreitet. Für Kerstin Scherr hingegen steht fest: „Eine Woche ohne Filz geht nicht.“ Es mache ihr einfach wahnsinnig viel Spaß, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Geduld ist dabei auch gefragt, der Stoff muss gelegt, angefeuchtet, gerollt, getrocknet und – bei Kleidern oder Jacken – auch mal angepasst werden.

Kerstin Scherr arbeitet mit verschiedenen Materialien; Garn und etwas Gestricktes werden durchaus für die Kleidung genutzt. Auch von der Patchwork-Technik, bei der verschieden farbige und große Stücke zusammengesetzt werden, ist sie begeistert. Eines haben alle ihre Werke, ihre Stulpen, Schals, Hüte und Taschen gemeinsam:
Sie sind bunt. Die Wolle, die sie selbst einfärbt, hat durchaus auch mehrere Farben. Das ist deswegen erstaunlich, weil Kerstin Scherr selbst gerade in den Wintermonaten dunkle, meist schwarze Kleidung bevorzugt. Meist mutige Frauen seien es, die ihre Kleidung kaufen. „Filz trägt nicht jeder, nicht jedem steht es und nicht jeder hat auch den Geldbeutel dafür“, sagt Kerstin Scherr über ihre Produkte. Der Vliesstoff ist jahreszeitenunabhängig, davon ist die Hochdorferin überzeugt. Denn: „Filz kühlt im Sommer und wärmt im Winter.“